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"Als Komödie gemeint"

Autor: Max Frisch

Deutschsprachige Aufführungsrechte:
Suhrkamp Verlag
Pappelallee 78 – 79
10437 Berlin

Informationen
zum Autor:
„Jeder erfindet früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält.“ Max Frisch

Der 1911 in Zürich geborene Max Frisch studiert zunächst Germanistik, muss das Studium jedoch aus finanziellen Gründen abbrechen, als sein Vater stirbt. Er ist freier Mitarbeiter bei der Neuen Zürcher Zeitung und versucht sich als Schriftsteller, entschließt sich dann jedoch gegen eine dichterische Laufbahn und beginnt mit der Unterstützung eines Mäzens ein Architekturstudium, das er 1941 abschließt. 1942 eröffnet Frisch sein eigenes Architekturbüro und heiratet die Architektin Gertrud Constanze von Meyenburg, mit der er später drei Kinder hat. Er beginnt wieder zu schreiben und macht die Bekanntschaft namhafter Schriftsteller, darunter Bertolt Brecht und Friedrich Dürrenmatt. Als Stipendiat der Rockefeller-Stiftung bereist Frisch Anfang der 50er Jahre ein Jahr lang die USA und Mexiko. Mit der Veröffentlichung des Romans „Stiller“ gelingt ihm schließlich 1954 der literarische Durchbruch. Daraufhin gibt er 1955 sein Architekturbüro auf und arbeitet fortan als freier Schriftsteller. Mit der Uraufführung des Dramas "Herr Biedermann und die Brandstifter" im Züricher Schauspielhaus 1958 erringt Frisch seinen ersten Bühnenerfolg. Von 1958 bis 1962 ist er mit der viel jüngeren Schriftstellerin Ingeborg Bachmann liiert, seine Ehe mit Gertrud wird im Jahr 1959 geschieden. Von 1960 an lebt Frisch vier Jahre lang in Rom.

Frischs Werke drehen sich um die Identität des Einzelnen und die Selbstentfremdung durch den Druck, den seine Umgebung auf ihn ausübt. „Charakteristisch [...] ist die Unfähigkeit des Menschen, mit seiner Vergangenheit fertig zu werden und sich den Fehlern und Entscheidungen zu stellen, die in ihm Schuldgefühle auslösen. Die Charaktere [...] sehen es als Pflicht und Notwendigkeit an, ihr Verhalten in der Vergangenheit zu rechtfertigen, das ihrer Meinung nach in gewissem Maße auch für ihr gegenwärtiges Geschick verantwortlich ist.“ [García Hernándes: Bildnistheorie und Identitätssuche im Werk von Max Frisch.]

1991 stirbt Frisch nach einem langen Krebsleiden.
Zum Stück: „Wenn ich noch einmal anfangen könnte, ich wüsste, was ich anders machen würde.“

Max Frisch lädt die Zuschauer zu einem spannenden Gedankenexperiment ein: Am Ende seines Lebens hat Verhaltensforscher Hannes Kürmann die Möglichkeit, sein Leben noch einmal neu anzufangen. Dabei darf er die Erfahrungen, die er bisher gemacht hat, nutzen, um Änderungen in seiner Biographie vorzunehmen. Eigentlich will er lediglich seine zweite Ehe mit Antoinette Stein ungeschehen machen. Doch wo soll er sein Leben nochmals beginnen? Wenn er schon frei wählen kann, soll er dann als Kind seinem Schulkameraden das Augenlicht retten? Versuchen, als Jugendlicher den Tod seines trinkenden Vaters zu verhindern? Was würde geschehen, wenn er nach Amerika emigrieren würde? Und – mindestens ebenso wichtig – was würde dann nicht geschehen? Würde sein Sohn dann nie geboren werden? Kann man ein Kind, das einmal auf der Welt war, einfach weg denken? Was auch immer Kürmann versucht, stets landet er wieder bei dem Abend, an dem er Antoinette zum ersten Mal begegnet…

Für eine Tournee-Inszenierung des Regisseurs Christian Quadflieg überarbeitete Max Frisch das Stück: "Biografie - Ein Spiel" gemeinsam mit dem Regisseur. Frisch benannte diese Bearbeitung nach dem Jahr der Uraufführung: "Biografie - Version 1984." Er selbst sagte über sein Stück: „Nicht die Biografie des Herrn Kürmann, die banal ist, sondern sein Verhältnis zu der Tatsache, dass man mit der Zeit unweigerlich eine Biografie hat, ist das Thema des Stücks, das die Vorkommnisse nicht illusionistisch als gegenwärtig vorgibt, sondern das sie reflektiert... Ich habe es als Komödie gemeint.“
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